Du willst unbedingt an einem Triathlon teilnehmen, kommst mit dem Kraulen aber überhaupt nicht zurecht?
Du bekommst schon beim blossen Gedanken ans Schwimmen in einem vielleicht trüben See eine Gänsehaut?
Tröste dich – dir gehts da nicht alleine so!
Den meisten Triathleten ging es zu Beginn ihrer Laufbahn ähnlich (außer sie kamen vom Schwimmleistungssport)! Dabei ist Schwimmen gar nicht so schlimm.
Das schöne ist zuerst einmal daran, dass du bei einem Triathlon dir den Schwimmstil aussuchen kannst. Es ist vollkommen egal ob du kraulst, Brust schwimmst, am Rücken treibst, tauchst oder Delphin schwimmst. Gut, letzteres habe ich noch nie bei einem Triathlon gesehen, möglich wäre es aber.
Es ist auch egal ob dein Kopf permanent über Wasser ist oder nur zum Luft holen wieder auftaucht. Du musst nur den vorgegebenen Kurs absolvieren bzw. die normalerweise vorhandenen Bojen von der richtigen Seite umschwimmen und insgesamt innerhalb einer bestimmten Zeit mit dem Schwimmen wieder fertig sein. Die Zeit dafür ist normalerweise ausreichen lange vorhanden. Und wenn du für das Erlebnis Triathlon gezahlt hast darfst du das ruhig möglichst lange ausnutzen. 🙂
Außerdem findest du anschließend in der Wechselzone sehr einfach dein eigenes Rad und wirst noch dazu von den Zusehern extra angefeuert! Was willst du mehr!? 😉
Hilfsmittel darfst du beim Schwimmen jedoch keine verwenden – also keine Luftmatratzen, Schwimmflügerl, Schwimmbojen, Schwimmreifen (die im Körper integrierten jedoch schon) oder ähnliches. Du musst alles mit der eigenen Kraft schaffen. Wobei „Kraft“ hier auch übertrieben ist. Mit etwas Übung kann man relativ „kraftlos“ schwimmen bzw. braucht nur wenig Energie für die Schwimmstrecke.
Mit einem Neoprenanzug geht das Schwimmen noch mal leichter bzw. verhindert der durch den Auftrieb sogar fast dass man untergehen kann. Er ist also gewissermaßen ein doch erlaubtes Hilfsmittel (außer das Wasser ist zu warm, dann ist er leider auch verboten). Einen Neoprenanzug kann man oft bei kurzen Triathlons auch ausleihen und muss nicht gleich ein paar Hundert Euro investieren. Mehr zum „kleinen Schwarzen“ und wie man es auswählen kann kommt noch einmal in einem separaten Beitrag.
Sieh lieber den großen Vorteil am Schwimmen: es ist nicht so heiß!
Da die meisten Triathlons im Spätfrühling/Sommer stattfinden ist es danach am Rad bzw. beim Laufen mitunter recht heiß oder drückend schwül. Im Wasser dagegen wirst du gut gekühlt und kannst angesichts der in Österreich hervorragenden Wasserqualität auch immer einen Schluck trinken wenn du Durst hast (dafür würde ich dir aber raten etwas unterzutauchen und nie das Wasser direkt von der Oberfläche nehmen).
Außerdem kannst du auch beim Schwimmen von deinem Vordermann oder deiner Vorderfrau profitieren. Es gibt auch hier einen sogenannten „Wasserschatten“ ähnlich dem Windschatten beim Radfahren oder Laufen. Und der Wasserschatten kann immer verwendet werden und ist im Gegensatz zum Rad-Windschatten nicht verboten. Doch wie funktioniert das?
Du hast zwei Möglichkeiten wie du dich positionieren kannst. Entweder direkt hinter einem/r anderen SchwimmerIn sodass du fast die Füße berühren kannst. (Diese tatsächlich zu berühren sollte aber vermieden werden. Du möchtest schließlich auch nicht dass dir jemand dauernd hinten auf deine Füße klopft)
Als zweite Möglichkeit kannst du seitlich nach hinten versetzt schwimmen. Dabei ist dein Kopf in etwa auf der Höhe der Hüfte der vorderen Person. Dadurch vermeidest du dass du auf die Füße schlägst und kannst dich selbst auch noch leichter orientieren weil du nicht permanent die Luftblasen der Vorderfüße vor deiner Nase hast.
Wellen können natürlich vorkommen. Dabei muss der Bewerb gar nicht in einem Meer stattfinden. Etwas Wind reicht schon aus um einen signifikanten Wellengang von einem halben Meter auf und ab oder mehr zu erzeugen. Dabei ist es ganz einfach: es geht allen so. Du bist also nicht allein damit dass es dadurch vielleicht schwerer wird. Gut ist es hier (wie generell auch) vorher schon mal bei etwas Wellengang schwimmen gegangen zu sein. Dabei übst du wie du schwimmen musst wenn es frontal gegen die Welle geht (zum Beispiel beim Brustschwimmen immer durch die Welle durchzutauchen und im Wellental Luft zu holen) oder wenn du quer zur Welle schwimmst (zum Beispiel beim Kraulen immer auf der anderen Seite Luft holen).
Genau das gleiche gilt auch für trübes Wasser – üben, üben, üben. Nimm dir bei einem Seebesuch einfach mal einen Begleiter auf einer Luftmatratze, mit einem Schlauchboot oder mit einer anderen Schwimmhilfe mit und schwimme eine Runde durch den See oder an einem Ufer entlang. Dabei versuchst du dich selbst zu orientieren indem du dir Landmarken (freistehende Bäume, Masten, Berggipfel – eher Dinge die weiter oben sind und nicht direkt über der Wasseroberfläche) suchst und auf diese möglichst gerade hinschwimmst. Wenn du müde wirst oder einen Krampf bekommst hast du immer deine/n BeigleiterIn die/der dir helfen kann.
Bleiben noch die „wilden Tiere“. Mir geht es genauso – wenn man als Kind verbotenerweise es schafft den „weißen Hai“ mitzuschauen ist das nicht unbedingt förderlich im Wasser, egal ob See oder Meer. Das gute gerade bei Seen ist jedoch – es gibt hier keine Haie die plötzlich von unten kommen können und einen anknabbern können. Und auch im Meer ist die Wahrscheinlichkeit um ein Vielfaches geringer als wenn du in dein Auto steigst. In den letzten Jahren waren es 3-6 tödliche Haiattacken weltweit(!). Außerdem musst du dir nur denken dass du nicht alleine unterwegs bist, sondern in einer Gruppe von Schwimmern – das schreckt die meisten Tiere ab bzw. suchen Fische an heißen Tagen auch eher die tieferen, kühleren und sauerstoffreicheren Gewässerschichten auf als an der Oberfläche zu bleiben.
Unabhängig davon ob es einen Landstart (alle TeilnehmerInnen laufen vom Ufer aus gleichzeitig ins Wasser) oder einen Wasserstart gibt (alle TeilnehmerInnen schwimmen/treiben im Wasser vor einer Startlinie) ist gerade für Neulinge wichtig wo man sich im Feld positioniert. Gerade bei den kurzen Distanzen kann es nach dem Start schon recht ruppig zugehen, wenn viele gleichzeitig lospreschen möchten. Da ist es besser sich lieber am Ende des Feldes zu platzieren um dieser berüchtigten „Waschmaschine“ zu entkommen und zu vermeiden dass jemand einfach über dich drüber schwimmt oder du Schläge bzw. Tritte abbekommst. Diese paar Sekunden Zeitverlust kannst du bei deinem ersten Triathlon sicherlich verschmerzen.
Als letztes vergiß bitte nicht, dass das Schwimmen nur der kürzeste Teil deines ersten Triathlons sein wird. So schnell kannst du gar nicht schauen bist du bereits wieder in der Wechselzone und kannst dich auf dein Rad stürzen. (welches du für deinen 1. Triathlon nehmen kannst habe ich hier beschrieben)
Wenn das alles nichts hilft und du trotzdem unbedingt TriathletIn werden möchtest: such dir deinen Wettkampf entsprechend aus. Einerseits gibt es Triathlons wo das Schwimmen in einem Schwimmbad stattfindet da entweder keine andere Möglichkeit vorort ist oder das Wasser zum Zeitpunkt des Wettbewerbs noch zu kalt wäre. Andererseits gibt es Gewässer die selbst wie ein Schwimmbad wirken. Bei uns in Österreich ist das zB der Neusiedlersee und dabei zugehörig der Triathlon in Podersdorf wo das Wasser seicht genug ist dass du auf der Schwimmstrecke grundsätzlich im Notfall immer aufstehen kannst wenn die Panik zu groß wird. (Gegangen darf aber trotzdem nicht werden, es geht schließlich ums Schwimmen!)
Hast du noch weitere Fragen zum Schwimmen oder wie ist es dir bei deinem ersten Triathlon im Wasser ergangen? Schreibe doch ein Kommentar! 🙂
Kategorien: Anfängertipps | Schwimmen | Triathlon
Schlagwörter: schwimmtechnik | wellen | regelkunde | neopren | haie | orientierung
Hey,
Ich starte am Sonntag beim 70.3 in jonköping. Ich habe letztes Jahr in kraichgau eine Panikattacke im Wasser bekommen und mein Kopf hat das leider abgespeichert. Gerade wenn das Wasser ruppig wird und der Himmel zuzieht geht das kopfkino los. Bei kleineren Wellen platscht mir nur das Wasser ins Gesicht und es ist ein Kampf was viel zu viel Energie kostet. Ich bin sonst im Becken nicht mehr so grottig und laufe Marathon in 03:00 also nervt es um so mehr hier jedes Mal so zu versagen und mir auch die Vorfreude am Wettkampf zu nehmen
Hallo,
hast du nach dem Kraichgau daran gearbeitet das zu überwinden? Wenn ja, auf welche Weise und ist es jetzt besser geworden? Ansonsten hilft nur auch bei „unwirtlichen“ Bedingungen im Freiwasser mit einem/einer HelferIn zu üben und/oder auch mit Mentaltraining das ganze in den Griff zu bekommen.
Für Jonköping drück ich dir die Daumen, dass alles gut klappt!
LG, Flo
Hallo Flo, musste heute mein Sprint Triathlon nach 250m schwimmen abbrechen, ich schwimme Brust und schon nach 100m. völlig aus der Puste hatte das Gefühl die bekomme im Neo keine Luft dann die Arme und Beine schwer wie Blei und im Hinterkopf wenn ich jetzt unter gehe
sieht das keiner.
Ich wusste nicht wie das in den Griff bekomme.
Bei meinem ersten Sprint triathlon war garnichts, woran kann es liegen!
Ich muss dazu schreiben hab eine halbe Stunde vor dem Start heute noch noch pürierte Banane mit Apfel und etwas Müsli gegessen.
Lag mir das viell.im Magen.
Ich hab jetzt schon Angst vor dem nächsten Triathlon.
Gruss Bine
Hallo Bine,
da können schon verschiedene Sachen die Ursache sein:
Hinsichtlich deines nächsten Triathlons würde ich empfehlen dir nicht zu viel Panik einzureden, sondern am besten im Vorfeld die oben angegebenen Punkte auszutesten: also Ernährung kurz davor, das Schwimmen im Neoprenanzug allgemein und am besten auch die originale Schwimmstrecke (sofern möglich, sonst ein anderes Freiwasser) entspannt mit einem Schwimmpartner bzw. einer zusätzlichen Schwimmboje abzuschwimmen.
Abgesehen davon probiere auch einfach mal aus wie der Neo dir Sicherheit geben kann: im Normalfall kannst du mit einem nicht untergehen. Schau einfach mal in Ufernähe bzw. dort wo du noch stehen kannst ob du mit dem ohne Schwimmbewegungen einfach nur treiben kannst oder nicht.
Ich hoffe dir hilft das weiter – leider ist die Freiwassersaison ja jetzt schon fast wieder vorbei. Gut wäre es jedenfalls die Dinge jetzt noch vor dem Herbst/Winter auszuprobieren, dann bringst du sie schneller wieder aus dem Kopf heraus.
LG,
Flo