Wenn LäuferInnen untereinander übers Laufen und die eigene Lauftechnik sprechen, dann kommt ganz schnell die Frage: „Bist du Fersenläufer oder läufst du auf dem Vorfuß?“
Gemeint ist damit welcher Teil des Fußes beim Aufprall auf den Boden zuerst auftrifft und das Gewicht ableiten muß. Es gibt 3 verschiedene Arten den Fuß aufzusetzen:
Um es nur mal gleich im Vorhinein klarzustellen: jede dieser Aufsatzarten ist eine korrekte Lauftechnik!! Ich bin kein Verfechter dass es nur einen einzig wahren Aufsatz gibt. Das ist auch im Hinblick darauf dass jedeR LäuferIn unterschiedliche anatomische Vorraussetzungen hat.
Es sind jedoch einige Dinge rund um den Aufsatz zu beachten:
Beim Laufen kommt ein Vielfaches des eigenen Körpergewichts bei jedem Schritt zusammen. Beim normalen Laufen kann das schon mal das 2,5-fache sein. Bei einer 80kg schweren Person somit ca. 200kg, die bei jedem Laufschritt einbeinig(!) abgefangen und abgefedert werden müssen. (Bei einem Sprint kann es sogar bis zum 5-fachen vom Körpergewicht sein, bei obigem Beispiel von 80kg Körpergewicht also bis zu 400kg pro Schritt!!)
Dieses Gewicht muss wie gesagt abgeleitet werden. Dafür gibt es nun je nach Aufsatz verschiedene Möglichkeiten.
Wenn man FersenläuferIn ist wird diese Last vorwiegend über die Knochen und Gelenke abgefedert. Das kann man sehr gut selbst spüren wenn man mal ohne Laufschuhe, also barfuß, auf diese Art läuft.
Wenn man gesund ist und noch nie Verletzungen im passiven Bewegungsapparat (Knie, Hüfte,…) hatte kann man auch ruhig weiterhin so laufen. Auch viele Spitzen-MarathonläuferInnen laufen auf diese Art und Weise.
Im Gegensatz dazu wird beim Vorfußlauf der Großteil über die Muskulatur abgeleitet. Es beginnt schon in der Fußsohle mit der Fußwölbung, die wie eine Feder wirkt. Danach erfolgt das „Abfangen“ des Gewichts über die Achillessehne, die Wadenmuskulatur und in weiterer Folge über die Oberschenkel.
Wenn man zum ersten Mal versucht über den Vorfuß zu laufen kann sich sehr schnell ein Muskelkater einstellen, weil es der Körper schlicht nicht gewöhnt ist hier soviel Gewicht „zu verarbeiten“. Gerade bei längeren Strecken (Marathon und Ultras) kann es schwierig werden die ganze Zeit diese Lauftechnik aufrecht zu erhalten, es ist aber nicht unmöglich. Gerade im Triathlon sieht man oft VorfußläuferInnen. Im Sprint ist der Vorfußaufsatz sowieso die einzig wirkungsvolle Aufsatztechnik.
Kommen wir nun zur letzten Aufsatztechnik – dem Mittelfuß. Dieser ist als ein Kompromiss zwischen den anderen beiden Aufsatztechniken zu betrachten. Einerseits wird ein Teil über die Knochen und Gelenke abgeleitet, die Muskulatur hat aber ebenfalls ihren Anteil dabei. Es ergibt sich somit eine Mischung der Vor- und Nachteile der beiden anderen Aufsatztechniken.
Ok, wir wissen nun dass es diese Aufsatzarten gibt, doch was bringt uns dieses Wissen? Wenn du in den Gelenken verletzungsanfällig bist und öfters schon Probleme in Knie und/oder Hüfte hattest und gleichzeitig FersenläuferIn bist dann wäre es eine Möglichkeit hier anzusetzen und deine Lauftechnik in Richtung Mittelfuß oder Vorfußaufsatz zu verändern.
Umgekehrt wenn du VorfußläuferIn bist und öfters mal Achillessehnenprobleme hast dann könntest du versuchen mehr in Richtung Mittelfuß oder gar Ferse zu gehen.
Du merkst also bereits, dass der Mittelfußaufsatz hier ein ganz guter Kompromiss sein kann – aber nicht muß!
Außerdem solltest du beachten dass du unweigerlich alle(!) Aufsatztechniken zumindest in Ansätzen beherrschen solltest. Das erleichtert dir das Umwechseln in Richtung Fersenaufsatz wenn beispielsweise deine Muskulatur anfängt zu ermüden oder umgekehrt wenn deine Gelenke zu meckern anfangen und du aber noch irgendwie wieder nach Hause kommen möchtest ohne es schlimmer zu machen.
Des weiteren denke mal nur an profiliertes Gelände! Wenn du bergauf läufst wirst du tendenziell eher weniger über die Ferse abrollen, sondern stärker mit dem Vorfuß auftreten.
Abschließend ist somit zu sagen, dass du ruhig einmal über deinen eigenen Tellerrand hinausschauen solltest und auch hin und wieder mal mit anderer Aufsatztechnik laufen solltest. Nicht sofort alles ändern, aber hin und wieder mal 1-2 Minuten so bei einer Laufeinheit einzufügen schadet dir garantiert nicht und macht dich ausgeglichener in deiner Lauftechnik sowie stabiler und normalerweise verletzungsresistenter.
Beachte bitte generell noch die Überlegungen rund um Änderungen bei der Lauftechnik! Gib dir selbst genügend Zeit für Umstellungen.
Hat dir der Beitrag gefallen und hast noch ein paar Anmerkungen? Schreibe doch einen Kommentar und lass mich wissen wie deine bevorzugte Aufsatztechnik aussieht!
Kategorien: Laufen
Schlagwörter: knie | lauftechnik | hüfte | fußaufsatz | gelenke | ferse | muskulatur | vorfuß | mittelfuß | mittelfußaufsatz | aufsatztechnik | fersenaufsatz | vorfußaufsatz | achillessehne